Schnelle Erste Hilfe durch „Lebensretter-App“

18.11.2025
Bericht auf vorarlberg.ORF.at

Bei vielen medizinischen Notfällen zählt jede Minute. Erste Hilfe, noch bevor die Rettung eintrifft, kann gerade in abgelegeneren Orten Leben retten. Über die „Lebensretter-App“ in Kooperation mit dem Roten Kreuz kann die Rettungs- und Feuerwehrleitstelle (RFL) im Notfall „Lebensretter“ alarmieren, die sich in der Nähe aufhalten.

Die Voraussetzungen für eine Registrierung als „Lebensretterin“ oder „Lebensretter“ in der „Lebensretter-App“ sind nicht groß, sagt Markus Gantschacher, Bereichsleiter im Qualitätsmanagement des Roten Kreuzes. Man muss mindestens 18 Jahre alt sein, ein Smartphone besitzen und eine Erste-Hilfe-Ausbildung haben. Die entsprechenden Nachweise werden in der App hochgeladen und vom Roten Kreuz kontrolliert. Passt alles, wird man als „Lebensretter“ freigeschaltet.

In der Regel handelt es sich bei dieser Ausbildung um einen 16-stündigen Erste-Hilfe-Kurs oder einen achtstündigen Auffrischungskurs. Theoretisch würde auch ein sechsstündiger Führerschein Erste-Hilfe-Kurs reichen. Wichtig ist, Herzdruckmassage und Beatmung zu beherrschen.

Viele „Lebensretter“ beruflich mit Erste Hilfe betraut

Der Großteil der Menschen, die derzeit als „Lebensretter“ registriert sind, hätten auch beruflich mit Erste Hilfe zu tun – wie etwa Pflegerinnen, Polizisten, Feuerwehrleute oder Mitglieder der Berg- und Wasserrettung, erklärt Gantschacher. Allerdings seien auch 566 potenzielle „Lebensretterinnen“ und „Lebensretter“ in der App registriert, die beruflich nichts mit Erste Hilfe zu tun haben.

Suche im Umkreis von 400 Metern

Wird bei der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle (RFL) ein „Atem-Kreislauf-Stillstand“ gemeldet, wird über die App nach potenziellen „Lebensretterinnen“ und „Lebensrettern“ gesucht. Das ist im Umkreis von etwa 400 Metern möglich. Parallel werden selbstverständlich die Rettung – und wenn nötig – der Notarzt alarmiert.

Nimmt eine „Lebensretterin“ oder ein „Lebensretter“ einen Einsatz an, übermittelt die RFL den genauen Standort. Vor Ort beginnen die Ersthelferinnen und Ersthelfer dann mit den Erste-Hilfe-Maßnahmen. Wird ein „Lebensretter“ in der App angefragt und kann den Einsatz aus unterschiedlichen Gründen nicht annehmen, wird das allerdings nicht gespeichert, sagt Gantschacher.

Übernahme-Rate deutlich gestiegen

Heuer hat das Rote Kreuz bislang 364 Einsätze über die App verzeichnet. 211-mal hat eine „Lebensretterin“ oder ein „Lebensretter“ einen Einsatz übernommen. Das entspricht einer Übernahmerate von 58 Prozent. Die ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen: 2024 wurden 50 Prozent der 417 Einsätze übernommen, 2023 waren es 37 Prozent von 325 Einsätzen.

Je mehr Ersthelferinnen und Ersthelfer in der App registriert sind, desto höher ist laut Gantschacher die Übernahmerate. Derzeit sind in Vorarlberg 1.420 Menschen registriert. Das Ziel sind – vorarlbergweit – 2.500 registrierte „Lebensretterinnen“ und „Lebensretter“.

„First Responder“-System via App ausgeweitet

Mit der „Lebensretter-App“ konnte auch das „First Responder“-System ausgeweitet werden. Bei ihnen handelt es sich in der Regel um Sanitäter, Notärzte oder Intensivpflegerinnen, die bei Notfällen – neben Rettung und Notarzt – mit alarmiert werden können, um gerade in entlegenen Ortschaften schnell Erste Hilfe leisten zu können.

Bislang wurden sie über ihren Pager informiert, wenn in ihrer Nachbarschaft ein medizinischer Notfall – wie zum Beispiel ein Atem-Kreislauf-Stillstand oder ein Unfall – gemeldet wird. Über die App ist das jetzt auch außerhalb des eigenen Wohnortes möglich. Ein Beispiel: Ein First-Responder arbeitet in Dornbirn, in der Straße seines Büros passiert ein schwerer Unfall. Durch die Standortsuche in der App kann er alarmiert werden – und vor Ort wichtige Erste Hilfe leisten.

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